HanseatReisen

Flugreise nach Schwedisch Lappland

W. Lintl

Abentuer, Aktivurlaub und Erholung im Winterwunderland - mehr Abwechslung geht nicht!

Flugreise nach Schwedisch Lappland

Wolfgang Lintl, Reisebegleitung
09.03.2022
Brrr. Allein die Vorstellung, zu einem Ort in Europa zu reisen, an dem es momentan kälter ist, als am Südpol, lässt zittern und frieren. Minus 33 Grad Celsius in Arvidsjaur. Das sind die Ausgangsdaten für eine Weihnachts-Leserreise nach Schwedisch-Lappland.

Dabei liegt dieser geografische Tiefkühlschrank nicht weit entfernt von Bremen. Eine Busfahrt von Bremen nach Hannover und dann ein gut zweistündiger Flug und schon ist man in der verschneiten und verfrorenen Winterwelt ein Stück weit südlich des Polarkreises. Dass man hier überhaupt auf einem Flughafen landen kann, dessen Piste fast 500 Meter länger ist, als beispielsweise die in Bremen, ist der Autoindustrie und unternehmerischem Geist zu verdanken.

Anreise nach Schwedisch Lappland
Anreise nach Arvidsjaur

Schon seit vielen Jahrzehnten nutzen Autohersteller und ihre Zuliefererfirmen die extremen winterlichen Bedingungen in Nordschweden, um ihre neuen Fahrzeuge oder deren Komponenten zu testen. Alle renommierten Marken sind dort vertreten und das erfordert eine Infrastruktur, wie sie auch für Reisende genutzt werden kann. Fly Car, ein findiges Unternehmen, kümmert sich schon seit einigen Jahren um den Transport von Material, Ingenieuren und Fahrern, aber eben auch um neugierige Touristen, die den Norden Schwedens während der kurzen Tage und der langen Nächten kennen lernen wollen. Fly Car ist der Kooperationspartner von Hanseat Reisen vor Ort.

Arvidsjaur ist ein kleines Zentrum der in Nordschweden lebenden Samen (Volk), die in den unendlichen Wäldern ihre Rentiere züchten.

Anreise nach Schwedisch Lappland
Mit einem Rentier auf Tuchfühlung

Martin Lundgren und Niklas Alm gehören der samischen Minderheit an, aber sie sind keine Postkarten-Samen mit blau-roter Tracht. Sie sind hart arbeitende Rentierfarmer mit einer Herde von etwa 3500 Tiere. Aber im Moment sind es nur sieben, die in einem Gatter neben ihrem Wohnhaus zwischen den Kiefern stehen. Die anderen Rentiere haben sie zum Winterbeginn rund 120 Kilometer weit an die Küste getrieben, wo die Schneedecke etwas dünner ist und sie leichter Futter finden.  Etwas ruppig schubsen die großen Tiere die Besucher beiseite, als sie ihnen ihre Lieblingsspeise, getrocknetes Moos, hinhalten. Rentiere werden, so erzählt Martin am Lagerfeuer nach der Fütterung, so umfassend wie möglich verwertet. Das Fleisch kommt in den Handel, das Fell wird gegerbt, aus Knochen und Geweih werden Souvenirs geschnitzt und aus der Haut an den langen Beinen fertigen die Samen wärmende Schuhe, die modernen Winterstiefeln in nichts nachstehen.

Schweden ist nicht nur das Land der Wälder, sondern auch der Seen. Zugefroren sind sie die ideale Teststrecke für Autos, Bremssysteme und Anti-Schlupf-Regelung. Aber unter dem Eis leben Fische und die lassen sich mit etwas Geschick und Glück durch ein Loch angeln. Schon nach kurzer Wartezeit hängen Maränen und Saiblinge an den Haken. Sobald eine kleine Mahlzeit zusammengekommen ist, werden sie gleich vor Ort ausgenommen und am Lagerfeuer gegrillt.

Ein anderes, spektakuläreres Outdoor-Vergnügen ist eine Fahrt mit dem Schnee-Scooter. Helm, Skibrille und vor allem ein warmer, kuscheliger Thermoanzug sorgen neben den geheizten Lenkergriffen dafür, dass auch bei zweistelligen Minustemperaturen niemand zu sehr frieren muss. Unter sachkundiger Anleitung geht es nach der gründlichen Einweisung dann für ein paar Stunden mehr oder weniger wild durch den Tiefschnee oder bereits ausgefahrene Pisten durch den Schnee.
Schneemobil Schwedisch Lappland
Ein Muss in Schwedisch Lappland!
Ganz umweltbewusst und ohne CO 2-Fußabdruck geht es mit Schlittenhunden durch die hügelige Landschaft. Marianne Flüchtiger und ihr Lebensgefährte Wolf Bühler sind vor ein paar Jahren aus der Schweiz nach Nord-Schweden gekommen und haben ihre Huskys mitgebracht. 40 Schlittenhunde unterschiedlicher Rassen jaulen und bellen in dem geräumigen Freigehege, als die Gäste aus Bremen ankommen. Die Hunde sind – so erfährt man – einfach wild darauf loszurennen. Entsprechend zerren und springen sie, bis jedes der 12 Tiere an der richtigen Stelle angeleint ist. Dann löst der Schlittenhundeführer, die Bremse und ab geht die Fahrt. In flottem Tempo ziehen die Huskys den Schlitten auf einem Waldweg durch die Winterlandschaft, ab und zu angefeuert durch Rufe und kurze Kommandos, wenn an einer Weggabelung abgebogen werden muss. Manchmal kommt es auch ein wenig zum Durcheinander vor den Schlitten. Dann müssen die Leinen entwirrt oder die Hunde an eine andere Position gebracht werden, bis die Rangfolge wieder stimmt. Zwischendurch darf auch jeder Gast einmal kurz als Musher, so heißen die Schlitten-Lenker, hinten auf den Kufen stehen und die Meute anfeuern. Man merkt schnell, außer dem richtigen Umgang mit den Tieren ist auch hier sehr viel Geschick erforderlich.
Hundeschlittenfahrt in Schwedisch Lappland
Unberührte Weiten, verschneite Wälder und einzigartige Winterlandschaften
Collage Hundeschlitten
Tour mit dem Hundeschlitten
Ganz auf die eigenen Kräfte angewiesen, kann man auch eine Wanderung auf Schneeschuhen unternehmen. Nach anfänglichen staksigen Schritten auf den Schneeschuhen wandert die Gruppe durch den bestimmt 40 Zentimeter tiefen Schnee und auf etwas ausgetretenen Pfaden den Berg hinauf, um eine wunderschöne Aussicht auf Arvidsjauer bei einem Becher Punsch (selbstverständlich ohne Alkohol) zu genießen. Jetzt um die Weihnachtszeit kommt die Sonne gerade eben für 3 Stunden über den Horizont und taucht die Landschaft in ein fast unwirkliches Licht. Aber zwischen der langen Abend- und Morgendämmerung ist es stockfinster in Schwedisch-Lappland. An manchen Tagen und natürlich bei wolkenfreiem Himmel kann man vielleicht auch Nordlichter beobachten. Dazu müssten man allerdings die hell erleuchteten Straßen hinter sich lassen, um das zartgrün leuchtende Naturschauspiel zu beobachten.
Collage Schneeschuhwanderung
Schneeschuhwanderung in purer arktischer Wildnis
Ein Ausflug, mit dem man später bei Freunden und Familie im gemütlichen Zuhause bestimmt den einen oder anderen Frostschauer erzeugen kann, ist eine Fahrt mit einem Eisbrecher und ein anschließendes Bad im Meer. Wobei baden vielleicht doch nicht der richtige Begriff ist. Aber von Anfang an. Zunächst geht es mit dem Bus rund 130 Kilometer bis zur Küste nach Pite an den zugefrorenen bottnischen Meerbusen. Rechts und links des Pite-Sunds liegen zwei große Papier- und Kartonfabriken, die mindestens ein Mal pro Woche mit Holz-Nachschub aus osteuropäischen Ländern beliefert werden. Für diese Schiffe muss die Zufahrt immer freigehalten werden. Damit ist der über 40 Jahre Eisbrecher „Arctic Explorer“ aber nicht ausgelastet. Er dient zwischendurch als Touristenattraktion. Allein aus Asien kommen jede Saison tausende Touristen für dieses Spektakel an Bord. Nach gut einer dreiviertel Stunde durch das Eis fährt sich die „Arctic Explorer“ fest, die Gangway wird heruntergelassen und die Matrosen schieben in der Fahrrinne ein paar Eisschollen beiseite. Wer ins eisige Wasser möchte, streift sich einen Neopren-Überlebensanzug über, tappt vorsichtig auf die Eisfläche und lässt sich dann ins Wasser rutschen. Dort schwimmt man dann etwas hilflos auf dem Rücken in der etwa null Grad kalten Ostsee und fühlt, wie langsam ein wenig Kälte durch die Schutzschicht dringt. Hat man genug davon und sind alle Beweisfotos gemacht, ziehen beherzte Hände die Eisschwimmer wieder auf die Scholle. Das war‘s. Wem das zu kalt oder zu unbequem ist, der kann auf dem dicken Eis gefahrlos umherlaufen und fotografieren.
Collage Eisbrecher
Ausflug mit dem ARCTIC EXPLORER
Collage Eisbrecher
Eisbad im Spezial-Neoprenanzug
Abschluss dieser Winter-Weihnachts-Leserreise ist schließlich am letzten Abend eine Fackelwanderung rund um den See direkt am Hotel Laponia. Natürlich mit Punsch auf halber Strecke. Aber lange mochte sich niemand die an der Getränkestation aufhalten. Trotz der inzwischen „nur“ noch 13 Grad minus war es viel zu kalt zum Herumstehen. Außerdem müssen die Koffer wieder gepackt werden, denn nach 5 Tagen in Schwedisch-Lappland geht es für die 40 Gäste wieder zurück nach Bremen, Hannover und Bielefeld. Dort liegen die Temperaturen wieder eindeutig im Plus-Bereich.
Collage Abreise
Ein traumhaftes Wintervergnügen!