Flussreise mit der Paukan 2012
Mingalaba – so lautet das Zauberwort für Myanmar, das frühere Burma. Am besten lässt sich das mit dem Norddeutschen „Moin“ übersetzen, denn Mingalaba ist ähnlich umfassend und es ist vor allem eines: Tür- und Herzensöffner. Mit diesem Zauberwort bekommt man garantiert ein Lächeln der Einwohner geschenkt, man wird auf den Märkten eingeladen, die Waren zu probieren, und niemand hat etwas dagegen, wenn man anschließend die Kamera zückt.
Wolfgang Lintl
Der erste richtige Tag in Myanmar beginnt mit einem Besuch der Shwedagon-Pagode. Prachtvoll und vergoldet überstrahlt der Kuppelbau die Hauptstadt Yangoon. Von der Hauptstadt geht es im Bus rund 300 Kilometer zum Städtchen Pyay, wo unser Schiff auf uns wartet.
Unsere erste Station ist die Kleinstadt Thayet. In Pferdekutschen geht es vorbei am ältesten Golfplatz des Landes aus dem Jahr 1887 und verschiedenen Gebäuden aus der Kolonialzeit, die noch erhalten geblieben sind. Aus der Kolonialzeit stammt eine baptistische Kirche und in der alten Poststation kann man die notwendigen Briefmarken für die Urlaubspostkarten kaufen. In einem kleinen Familienbetrieb wird uns gezeigt, wie Lablab-Bohnen verarbeitet werden. Geröstet sind sie ein Bestandteil vieler burmesischer Salate.
Zurück an Bord erfahren wir mehr über die praktische Seite der Kultur des Landes: Wie wird der traditionelle Wickelrock „Longyi“ gewickelt? Wie entsteht die Thanakha-Paste, mit der vor allem Frauen sichtbar ihre Haut pflegen.
Die verschiedenen britischen Besatzungszeiten spiegeln sich an vielen Stellen des Landes wider. In Minhla stehen die Reste einer Festung aus dem zweiten englisch-burmesischen Krieg Ende des vorletzten Jahrhunderts.
In der Großstadt Magwe sehen wir eine Art Buddha-Park, hier stehen weit über 1300 Buddha-Statuen. Sie erwarten den 4. Buddha, der in etwa 2000 Jahren kommen soll.
In der Myat Than Lun-Pagode erleben wir eine Novizen-Zeremonie. Prunkvoll gekleidete Kinder werden damit auf die für Buddhisten verpflichtende Zeit in einem Kloster vorbereitet. Die Teilnehmer freuen sich über unser Interesse und lassen sich gerne fotografieren.
In Sale gibt es zaghafte Versuche, sich auf den Tourismus einzustellen. Eine ehemalige Reiseleiterin hat liebevoll eines der Kolonialgebäude hergerichtet, ein Café und ein kleines Hotel am Flussufer eingerichtet. Kein Landgang ohne Kloster- oder Pagodenbesichtigung. In Sale ist es ein Kloster mit kunstvoll geschnitzter Fassade.
Wir stoppen in Bagan – wegen der zahllosen Stupas und Pagoden neben Yangoon und Mandalay einer der touristischen Brennpunkte.
Heute ist ein wichtiger Feiertag in Myanmar und entsprechend viele einheimische Touristen sind in die Stadt gekommen. Schon morgens vor Sonnenaufgang knattern die Fährboote über den Fluss, um die Gläubigen zu einem auf einem Hügel gelegenen Tempel zu bringen. Wer diesen und drei weitere Pagoden im Laufe des Vormittags besucht, dem wird Reichtum versprochen. Die Menschen scheinen das zu glauben. Aber auch die ganz normalen Tempel, Pagoden und Stupas in der Stadt sind sehr gut besucht
Nach einem weiteren Tempel suchen wir einen kleinen Hügel auf, um den Sonnenuntergang zu sehen und auf den Speicherchip zu bannen. Am Abend schließlich Landeskultur: Eine Puppenspieler-Truppe kommt an Bord.
Diese Kunst einschließlich des Schnitzens und des Dekorierens der Figuren ist in dieser Region zu Hause. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Myanmar kein Theater mit Schauspielern. Puppenvorführungen dauerten manchmal die ganze Nacht. Wir brauchten nur 45 Minuten Aufmerksamkeit. Sehr beeindruckend war die Fingerfertigkeit der beiden Puppenspieler.
Heute wollten einige Gäste am frühen Morgen mit dem Ballon über Bagan fahren, aber daraus wurde nichts: es regnet. Eigentlich gibt es in der Trockenzeit höchstens einen Regentag.
Statt Ballonfahrt dann eben später am Vormittag noch ein Ausflug. Zunächst zu einer Aufzuchtstation, wo die bedrohte Sternschildkröte gehegt und gepflegt wird. Weitere Pagoden, einige über 1.000 Jahre alt, stehen noch auf dem Programm.
Myanmar – kann man in dieses Land unbefangen einreisen? Schließlich gibt es doch den Konflikt zwischen dem Militär und der muslimischen Minderheit der Rohinga im Nordwesten des Landes. Unser Reiseleiter erläutert die schwierige politische Situation des Landes, das trotz des Endes der Militärdiktatur nach wie vor von den Militärs wesentlich geprägt wird.
Am Nachmittag legen wir in Sagaing an. Von einem auf einem Hügel gelegenen Kloster haben wir einen tollen Blick auf die kleine Stadt und ihre vielen Pagoden und Stupas. Auch befinden sich hier bedeutende religiöse Stätten, die von vielen Gläubigen besucht werden.
Kunsthandwerk erwartet uns auch in Mandalay, der letzten Hauptstadt der Könige von Myanmar. Hier endet für fast alle Kreuzfahrtschiffe die Reise - unser Reiseveranstalter Lernidee Erlebnisreisen fährt aber weiter in den Norden. Mandalay ist eine quirlige 2-Millionen-Stadt und das Zentrum des Buddhismus. In der Kuthodaw-Pagode befindet sich eine Sammlung von vielen Hundert Steintafeln, auf denen einer der Burmesischen Könige die Lehren Buddhas hat einmeißeln lassen. Sie stehen in kleinen weiß getünchten Häuschen rund um die Hauptpagode.
Wir sichten Irrawaddy-Delphine. Sie kommen recht häufig an die Oberfläche, aber man sieht nur den Rücken und die kleine Rückenflosse. Eigentlich lebt diese eher mit Walen als mit Delphinen verwandte Art an den Küsten Myanmars und seiner Nachbarländer.
Heute Vormittag halten wir an dem kleinen Dorf Kyauk Myaung. Hier sind die Töpfer des Landes zu Hause. Es geht noch sehr archaisch zu. Frauen zerkleinern die harten Tonbrocken von Hand. Gemahlen und mit weiteren Zutaten vermischt, tragen sie den fertigen Ton zu den Töpfern. Dort entstehen auf den fußbetriebenen Scheiben fast hüfthohe Tontöpfe. Nach dem Trocknen werden Sie glasiert und dann in einfachen Öfen gebrannt. Über dem ganzen Ort liegt eine deutliche Rauchwolke, denn die Brennöfen werden mit getrocknetem Treibholz beheizt. Der fertige Topf wird hier für umgerechnet etwa 20 € abgegeben.
Heute ist der letzte Tag des Jahres und des Jahrzehnts. Wir besuchen die Stadt Tagaung und erfahren eine Menge über Geister, die selbst im Buddhismus immer noch eine große Rolle spielen. Die Besatzung ist schwer beschäftigt mit den Vorbereitungen für die Silvesterfeier. Der Jahreswechsel wird rund um ein Lagerfeuer auf einer Sandbank gefeiert, eingeleitet von einer Crew-Show. Auf dem Fluss werden 500 schwimmende Kerzen ausgesetzt, die unsere guten Wünsche für das neue Jahrzehnt wie in einer Perlenkette flussabwärts tragen.
Am Neujahrstag ist die kleine Stadt Katha unser Ausflugsziel. Hier hat George Orwell ein paar Jahre als britischer Militärpolizist verbracht und in dieser Stadt spielt sein Roman „Tage in Burma“, der die britische Besatzungszeit beschreibt. Die wenigen Reminiszenzen an die Kolonialzeit, der britischen Club, einen Tennisplatz und ein paar Kolonialbauten, werden von einem Heimatverein liebevoll in Ordnung gehalten und Schautafeln erläutern die wechselvolle Geschichte. Im britischen Club ist eine Abteilung des Landwirtschaftsministeriums untergebracht. Zu unserer Überraschung war das Gebäude trotz des Feiertages geöffnet und es wurde gearbeitet. „Wir haben so viel zu tun, deshalb arbeiten wir auch heute,“ erklärte ein Beamter.
Tierschützer mögen nicht begeistert sein, dass in Myanmar Arbeitselefanten eingesetzt werden, aber es ist trotzdem ein Erlebnis, solch ein Elefantencamp zu besuchen. Die Tiere spielen eine wichtige Rolle bei der „Ernte“ der Teakholzbäume in den bergigen Gebieten. Insgesamt leben außerdem noch etwa 1.000 wilde Elefanten in diesem Land.
Bei recht frischen Temperaturen geht es durch den zweiten Engpass des Irrawaddy. Hier rücken die Berge ganz nah ans Flussufer.
Entsprechend der Philosophie von Lernidee besuchen wir eine Schule, um ein wenig Geld, Hefte und Buntstifte zu spenden. Die Kinder freuen sich und singen mit uns zweisprachig das Lied „Bruder Jakob“ an. Weiter Flussabwärts noch mal ein kurzer Stopp, um Spenden für eine Schule zu überreichen.
Heute ist das, was man in der üblichen Kreuzfahrt einen Seetag nennt. Wir fahren 12 Stunden flussabwärts. Trotzdem wird es nicht langweilig. Immer wieder gibt es neue Eindrücke von der Uferregion, Kinder winken uns zu, immer wieder tauchen weiß oder golden leuchtend kleine Stupas oder Pagoden auf.
Damit es nicht zu langweilig wird gibt es wieder eine kleine Kochvorführung. Diesmal werden ein Bohnensalat und ein Fischcurry zubereitet. Es werden nur Zutaten verwendet, die auch in Deutschland beschafft werden können.
Kreuzfahrtdirektor Thomas schildert in einem kleinen Vortrag die Geschichte der Irrawaddy Flotilla Company, die zwischenzeitlich mit 600 Schiffen die größte Flotte der Welt war. Selbst heute fahren noch einige wenige Schiffe auf dem Irrawaddy. Der Irrawaddy ist nicht der einzige Fluss in Südostasien, der von Lernidee befahren wird. Am Abend gibt es Bilder und Informationen über das Reiseangebot auf dem Mekong vom Goldenen Dreieck bis Vientiane. Das macht Lust auf mehr Reisen.
Heute Nacht hat es heftig zu regnen begonnen und die Schauer hielten den ganzen Vormittag an. Ideale Zeit, um den Koffer zu packen, denn morgen geht diese spannende Reise zu Ende. Zur Frühstückszeit wird es noch mal aufregend, denn an einer sehr flachen Stelle rumst es kurz und unser Schiff liegt fest. Aber nach einer halben Stunde Hin- und Hergeruckel bekommt der Kapitän die RV Paukan zum Glück wieder frei und wir können unsere Reise fortsetzen.
In Mingun sehen wir schließlich die letzten Pagoden, das letzte Kulturdenkmal. Hier sollte vor 300 Jahren die größte Pagode der Welt entstehen. Aber wie beim Turmbau zu Babel wurde nichts daraus. Heute ist es der wohl größte Backsteinhaufen der Welt. Und die zweitgrößte Glocke der Welt ist hier zu besichtigen.
Am Abend schließlich eine beeindruckende Vorführung von traditionellen Tänzen durch Studenten der örtlichen Kunsthochschule.
Abschied nehmen von den 29 freundlichen Besatzungsmitgliedern der RV Paukan 2012. Eine eindrucksvolle Reise geht zu Ende. Vorbei an der Straße der Marmor-Steinmetze und durch das Viertel der Holzschnitzer geht es zum Flughafen von Mandalay. Über Bangkok nach Frankfurt und dann zurück nach Bremen.
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