Sarah Michel

"Manhattan an der Maas" & "Venedig des Nordens"

Kurztrip nach Rotterdam

Sarah Michel
24.03.2022
Rotterdam – eine Stadt, die vor allem wegen des Hafens bekannt ist. Warum sollte man da also hin fahren und ein paar Urlaubstage verbringen? Das waren meine Gedanken, vor der Reise. Jetzt im Anschluss muss ich einfach sagen: Was für eine tolle Stadt! Ich komme wieder!
Unsere Reise startet in Bremen und über die Autobahn ging es erst einmal nach Kinderdijk, ein kleiner Vorort von Rotterdam, nur ca. 25 km entfernt. Warum also so kurz vor dem Ziel einen Stopp einlegen? Weil man hier in wundervoller Umgebung und auf kleinem Raum 19 alte Windmühlen bestaunen kann. Mehr typisch niederländisch geht in dem Moment wohl kaum. Es ist aber alles andere als kitschig. Es ist einfach wunderschön. Nicht umsonst zählen sie zu einen der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Niederlande. Seit 1997 zählen diese auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Wer möchte kann hier in einem Besucherzentrum einiges über die Gegend und die Mühlen erfahren. Auch kann man mit einer Art kleinen Fähre die Kanäle entlangfahren und dann noch 2 Mühlen besichtigen. Alle anderen befinden sich inzwischen in Privatbesitz und dienen als Wochenend- oder Feriendomizil. Wir selbst sind einfach entlang der Kanäle spazieren gewesen. Immer wieder neue, schöne Blickwinkel auf die Mühlen, man konnte sich kaum satt sehen. Also ein wirkliches Muss, auch wenn es längst kein Geheimtipp mehr ist.
Die Windmühlen in Kinderdijk
Besuch in Kinderdijk
Nun ging es aber für uns weiter nach Rotterdam. Unser Hotel war auf einem Hausboot. Sehr zentral gelegen. Einfach in der Ausstattung, aber alles was man brauchte war da und vor allem konnte man von hier die Stadt super zu Fuß oder mit dem Boot erkunden. Zu letzterem aber später mehr. Also nach einem kurzen Erfrischen ging es direkt los. Der Alte Hafen war unser erstes Ziel. Rund um den Alten Hafen befinden sich heute viele Kneipen und Restaurants und es hat sich somit zu einem beliebten Ausgehviertel entwickelt. Direkt daneben befindet sich das Het Witte Hus. Es gilt als der erste Wolkenkratzer auf dem Kontinent und auch als das höchste Bürogebäude mit seinen 45 Metern.
Alter Hafen von Rotterdam
Der alte Hafen von Rotterdam
Direkt gegenüber, ebenfalls am Alten Hafen, sind dann schon die berühmten Kubushäuser. Die einen finden es faszinierend und schön, die anderen schütteln eher mit dem Kopf und fragen sich, wie man sowas nur bauen konnte. Fakt ist: Durch die Bauart wurde wohl eine der außergewöhnlichsten Wohnkomplexe geschaffen, das gleichzeitig als Brücke dient um den Alten Hafen mit einem Einkaufzentrum zu verbinden. In einem der Kubus-Häuser befindet sich eine Art Museum, das einem erlaubt, sich besser vorstellen zu können, wie die Leute darin wohnen. In anderen sind kleine Läden oder z.B. ein Hostel, in dem viele junge Leute übernachten.
Rotterdam - Kubushäuser
Kubushäuser
Kaum ist man auf der anderen Seite der Häuser angekommen, kann man die Markthalle sehen. Es ist wohl „die“ Sehenswürdigkeit der Stadt. In der Halle selbst sind alles verschiedene kleine Stände, die aber dauerhaft dort sind. Man kann z.B. Pralinen oder Gewürze kaufen. Oder aber direkt vor Ort Speisen aus aller Welt verzehren. Die Innenwand der Halle wird durch eine Art überdimensionales Wandgemälde geschmückt, auf dem man Obst, Gemüse und Tiere entdecken kann. Es ist ca. 11.000 qm groß und direkt dahinter befinden sich ca. 100 Wohnungen. Das Gebäude ist wie ein Hufeisen gebaut und tatsächlich etwas ganz besonderes und so groß, dass man darin einen Jumbojet wie in einem Hangar parken könnte. Wahnsinn.
Rotterdam - Markthalle
Größte Markthalle der Niederlande
Unser nächstes Ziel war die Witte de Withstraat. Heute ist es wohl die lebhafteste Straße der Stadt mit unzähligen Galerien, Museen, Boutiquen, Kneipen und Restaurants. Die Menschen flanieren hier, man trifft und unterhält sich, feiert und genießt Cocktails, Bier und die unterschiedlichsten Gerichte. Von Vegan bis zum englischen Pub ist wohl alles dabei. Früher war diese Straße das genaue Gegenteil. Hier gab es viel Kriminalität, Drogen und illegales Glückspiel. Wie schön, dass man hier ab 1990 durchgegriffen und nun so eine wunderbare „Vergnügungsmeile“ geschaffen hat. Perfekt um den Abend hier einzuläuten oder den Tag ausklingen zu lassen. Auf unserem Weg zurück zum Hotel ging es dann vorbei am Leuvehafen.
Rotterdam - Leuvehaven und Skyline
Leuvehaven und Skyline
Wir selbst sind aber noch einmal weitergezogen. Wir wollten die Stadt während des Sonnenuntergangs und dann mit den vielen Lichtern der Stadt erkunden. Also ging es weiter zur Erasmus-Brücke, die über die Nieuwe Maas führt. Die Brücke, die wohl jeder in Rotterdam kennt und jeder der dort mal war. Sie wird im Volksmund auch der Schwan genannt, aufgrund der Optik. Ich kann es tatsächlich verstehen. Die Brücke dient neben der Funktion einer Brücke als Wahrzeichen und Aushängeschild. Und hier ein paar Zahlen dazu: 800 m lang, 6.800 Tonnen schwer, 139 m hoher Stahlpylon an dem 32 kleinere Stahlseile die Brücke halten. Und auf einem 63 m langen Abschnitt kann die Brücke mit Hilfe von Hydraulik geöffnet werden, so dass auch große Schiffe hindurchfahren können. Gerne liegen hier auch die großen Kreuzfahrtschiffe an.
Rotterdam - Erasmusbrücke
Erasmusbrücke - das moderne Wahrzeichen
Auf der anderen Seite der Brücke angekommen, führte unser Spaziergang dann noch weiter entlang der Nieuwe Maas bis zum Hotel New York. Es befindet sich in einem alten Backsteingebäude, in dem früher die Zentrale der Holland-American-Line sich befand. Hier kann man also ein Stück Geschichte erleben, auch wenn man z.B. „nur“ das Restaurant unten im Hause besucht. Rechts und links vom Hotel befinden sich weitere Hochhäuser, so wie sie auch immer mehr in der Stadt entstehen und somit Rotterdam auch den Beinamen „Stadt der Wolkenkratzer“, einige sagen auch „das Manhattan der Niederlande“. Und ja, das kann man durchaus so bezeichnen. Und an diesem Ort wo der Mix aus alt und neu wunderbar zu sehen ist, wird einem klar, was den Charme der Stadt so ausmacht.
Rotterdam - Hotel New York
Früher Zentrale von "Holland American Line" - heute das Hotel new York

Zurück ging es dann nicht zu Fuß, sondern mit einem Wasser-Taxi. Das allein ist schon ein Erlebnis für sich! Es sind kleine Boote, die man per Telefon rufen kann (eben wie ein Taxi) und die dann aber zu bestimmten Punkten in der Stadt kommen, da ja nicht überall die Möglichkeit des Anlegens gegeben ist. Es gibt feste Tarife, die auch an jeder Station (ähnlich wie beim Öffentlichen Nahverkehr) aushängen und wenn man nicht gerade zu den Stoßzeiten fährt ist man oft alleine auf einem Boot. Es gibt hier auch immer einen geschlossenen und am Heck einen offenen Sitzbereich. Kaum hat man Platz genommen, geht es mit vollem Tempo los. Das ist so ein Spaß und man kann die Stadt vom Wasser aus erleben. Wer das nicht macht, war nicht in Rotterdam! Es ging quer über den Fluss und dann in langsameren, gemütlichen Tempo in die Grachten rein. So konnten wir fast bis zu unserem Hotel fahren. Ein super System, das andere Städte gerne auch einführen können. 

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Wasser-Taxi zum Euromast. Die Fahrt mit dem Wasser-Taxi am Abend war so toll, dass wir das direkt noch mal wiederholt haben. Schon vom Hotel aus, haben wir angerufen, und dann zu einer bestimmten Zeit an eine „Haltestelle“ bestellt. Das klappte auch sehr gut. Und dann ging die rasante Fahrt los. Erst langsam aus der Innenstadt raus, dann auf die Nieuwe Maas und schon spritzte das Wasser richtig hoch.

Rotterdam - Wassertaxi
Eine Fahrt mit dem Wasser-Taxi ein abolutes Muss
Innerhalb von 4 Minuten waren wir dann auch an unserem Ziel, dem Euromast. Der 185 m hohe Turm wurde in zwei Etappen gebaut. 1960 die ersten 130 m zur Gartenbauausstellung „Floriade“, ca. 10 Jahre später folgte dann der Rest als Space-Tower. Somit zählt der Turm zu den höchsten Gebäuden der Niederlande. Und als Tourist kann man hier mit einem Fahrstuhl auf die erste Plattform fahren und von dort eine wunderbare Rundumsicht auf die Stadt genießen, direkt unter der Plattform befindet sich noch ein Restaurant, also auch bei weniger gutem Wetter durchaus ein Ziel, das sich lohnt. Und wer einmal ganz exklusive nächtigen möchte, hier gibt es sogar zwei Hotelsuiten in der Höhe von 130 m. Wohl kaum irgendwo sonst in den Niederlanden kann man so weit oben schlafen und dabei bis zur Nordsee sehen, wenn das Wetter gut ist. Für uns ging es aber statt ins Bett noch mal höher! Eine Art gläserner Fahrstuhl, auch Euroscoop genannt, fährt nicht nur hoch und runter, sondern er dreht sich noch währenddessen. Alle Gäste sitzen mit der Sicht nach Außen und während dieser Fahrstuhl einmal langsam hoch und runterfährt und man ca. 2 Umrundungen unternimmt, erfährt man in verschiedenen Sprachen viel Wissenswertes rund um den Turm und die Stadt. Am Ende geht es mit dem normalen Fahrtsuhl wieder ganz hinunter. Ich muss sagen, das hat sich gelohnt, selbst für mich, die nicht ganz ohne Höhenangst ist, war das super.
Rotterdam - Euromast
Euromast - Ausbllick und Ansicht
Nun war es schon fast Mittag, der Nachmittag frei. Was also machen? Das Wetter war so schön, Museum kam da für uns nicht in Frage. Also sind wir spontan ans Meer gefahren. Hoek van Holland ist nur ca. 30 km entfernt und man ist schnell dort. Der dortige Strand gilt als sonnigster Badeplatz Hollands. Der ca. 250 m breite und knapp 3,5 km lange Sandstrand bietet für jeden etwas. Hier lässt es sich nicht nur gut sonnen, baden, Sandburgen bauen, in einem der vielen Strandlokale einfach bis fein speisen, man kann auch surfen oder Kajak fahren. Wir haben uns für ein Picknick im Sand entschieden, nur auf die Möwen musste man etwas achten. Aber dieser Kontrast zur lebendigen Stadt war ideal um noch mal etwas zu entspannen, ideal für einen Kurzurlaub.
Hoek von Holland - Strand von Rotterdam
Am Strand von Hoek van Holland
Am frühen Abend ging es dann wieder zurück. Schließlich wollten wir die Markthalle noch einmal im Dunkeln sehen, da wir gehört hatten, dass sie so schön angeleuchtet sei. Hier bin ich ehrlich, das war weniger als wir erwartet hatten, aber es war trotzdem ganz nett anzusehen, da am Hauptportal ein riesengroßes leuchtendes Herz sich befand. Und das Ausgehviertel rund um den Alten Hafen und die Kubus-Häuser strahlt an einem Abend wie diesen ein wunderbares, quirliges Flair aus, man braucht nur Glück oder Geduld um einen Platz zu bekommen. Diese sind heiß begehrt. Für uns ging es dann auch langsam um Hotel zurück, noch einmal schlafen bevor es schon wieder Abschied nehmen hieß. So eine schöne Stadt. Hätten wir das im Vorherein gewusst, wir hätten mehr Zeit eingeplant. Aber so haben wir beschlossen noch mal wiederzukommen!
Rotterdam bei Nacht
Rotterdam bei Nacht
Und damit man nicht einfach nur wieder auf der Autobahn unterwegs ist, führte unser Rückweg uns noch nach Leuuwarden. Diese kleine, gemütlich Stadt bietet sich noch mal wunderbar für einen Stadtspaziergang sowie einer kleinen Shoppingtour an. So kamen die Sehenswürdigkeiten ungeplant zu weniger Aufmerksamkeit, aber den schiefen Oldehove, das Wahrzeichen der Stadt ist ein absoluter Pflichtpunkt! Der Kirchturm wurde nie fertiggestellt und neigt sich stets immer weiter, ähnlich wie der Schiefe Turm von Pisa. Er wurde 1529 errichtet, doch 1532 wurden die Baumaßnahmen eingestellt, da man das Absacken nicht aufhalten konnte. Die dazugehörige Kirche wurde abgerissen, der Turm aber blieb stehen. Kein Wunder, dass er das Wahrzeichen der Stadt ist.
Leeuwarden
Besuch in Leuuwarden
Nun, mit vielen neuen Eindrücken, hieß es Tot Ziens – Auf Wiedersehen.
Hanseat Reisen, Sarah Michel

Hanseat Reiseberatung

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