Eine besondere Reise
Stellen Sie sich vor, ein warmer, sonniger Sommertag im Juni in Schweden, kurz vor Mittsommer, das Fest an dem ganz Schweden die Sommersonnenwende feiert. Und so ist schon Tage vorher eine freudige Stimmung im Land zu spüren.
Am dritten Tag ging es dann los. Einschiffung auf die DIANA. Ich habe im Vorfeld viel über das Schiff gelesen und dachte, ich bin gut vorbereitet. Doch was ich dann erlebt habe, das kann man sich durch lesen nicht aneignen. Das muss man selbst erleben!
Ich hatte eine Kabine auf dem Shelter Deck, dem Zwischendeck. Die Kabine bestand aus einem Etagenbett, einer kleinen Garderobe (einen richtigen Schrank gibt es nicht) und einem Waschbecken, das man mit einem Deckel „verstecken“ konnte und man so dann noch etwas Ablagefläche hatte. Unter dem Waschbecken war ein klein wenig Platz um das Notwendigste zu verstauen. Alles andere blieb im Koffer, der unter das Bett geschoben wurde. Man sollte daher idealerweise gar keinen Koffer, sondern eine Reisetasche nehmen, die etwas zusammengedrückt werden kann. Ich habe bei anderen aber auch gesehen, dass sie den Koffer aufrecht gestellt und dann wie einen Schrank genutzt haben.
Nun fragen Sie sich, wie das mit der Toilette und Dusche ist? Es ist einfacher und bequemer als man im ersten Moment vermutet. Es gibt auf jedem Deck Toiletten sowie auf dem Unter- und Oberdeck auch mind. 2 Duschen. Alles wird mehrmals am Tag vom Bordpersonal gereinigt. Und befindet sich damit immer im guten Zustand. Und jeder gibt auch darauf Acht, dass das so bleibt. Das wurde nie groß gesagt, doch war es für alle eine Selbstverständlichkeit. Und auch, dass niemand stundenlang eine Dusche oder ein WC blockiert.
Bevor die Fahrt startet, habe ich natürlich noch das restliche Schiff erkundet. Auf dem Unterdeck (Main Deck) sind nur Kabinen, aber auf dem Zwischendeck befanden sich dann noch das Restaurant/Speisezimmer und die Lounge mit einer kleinen Bibliothek. Beides konnte durch eine Verbindungstür zu einem großen Raum verbunden werden, so dass man z.B. beim Essen etwas mehr Platz hatte.
Jede Mahlzeit wird mit so viel Liebe zum Detail auf engstem Raum vorbereitet und die Tische jeweils bereits mit den vorbestellten Getränken stilvoll eingedeckt. Morgens gab es ein Buffet, mittags ein 2-Gänge und abends ein 3-Gänge-Menü. Das war einfach spitze, nicht nur dass es super geschmeckt hat, sondern auch das Auge aß mit. Das Essen ist, wie man wohl erwartet, besonders von Fischgerichten geprägt. Aber auch Klassiker wie Köttbullar oder am Nachmittag Zimtschnecken durften nicht fehlen.
Auf dem Oberdeck (Brigde Deck) gibt es einen größeren Außenbereich, der größtenteils überdacht ist, viele Stühle und Tische sowie eine kleine „Bar“. Hier konnte man sich Getränke selber nehmen, trägt diese dann in eine Liste ein und zahlt am Ende der Schiffstour. Es war so schön zu sehen, dass es auch nur mit Vertrauen geht. Neben weiteren Kabinen befindet sich hier vorne auf dem Schiff natürlich die Brücke. Und auch das ist wohl kaum noch irgendwo zu finden. Man kann jederzeit zum Kapitän, ihm zusehen und auch Fragen stellen.
Die ganze Crew ist einsame Spitze. Neben dem Kapitän und einer mehrsprachigen Reiseleitung gibt es an Bord zwei Personen für die Küche und zwei für den Service. Dann gehören zur Crew noch der 1. Offizier und ein nautischer Student, der an Bord den praktischen Teil der Ausbildung durchläuft. Des Weiteren gibt es noch einen „Maschinenmann“, der dafür sorgt, dass das Schiff auch immer fahrttüchtig ist und noch eine Studentin, die sich um die Reinigung der Kabinen und der Sanitäranlagen kümmert (unterstützt wird sie dabei von anderen Crewmitgliedern). Und um jedweden Fragen vorzubeugen, so war es auf meiner Tour, die Geschlechterverteilung kann sich natürlich auch ändern. Die gesamte Crew hatte sich zu Beginn vorgestellt und war permanent für die Gäste da, immer freundlich, hilfsbereit und gut gelaunt. Man merkte, dass sie Spaß an der Arbeit hatten.
Gut zu wissen: Auf dem gesamten Schiff gibt es keinen TV, kein Radio, kein WLAN und auch Mobiltelefone sind ausgeschaltet oder aber zumindest lautlos. Und es hat sich auch jeder daran gehalten nicht an Bord zu telefonieren. Und wenn, dann vielleicht leise in der Kabine, so dass man niemanden stört. Damit ist der Erholungseffekt garantiert!
Wir haben Stockholm verlassen und konnten dabei noch mal einen wunderbaren Blick auf Gamla Stan und das Stadtschloss genießen. Dann ging es zum Mälarsee und vorbei am Schloss Drottningholm. Hier hält sich oft die schwedische Königsfamilie auf und wenn man noch etwas mehr Zeit in Stockholm hat, sollte man einen Ausflug hierher unternehmen. Weiter ging es nach Trosa. Ursprünglich ein Fischerdorf, wurde Trosa bereits im 14. Jh. schriftlich erwähnt. Als ab den 1860er Jahren regelmäßig Dampfer mit Sommergästen aus Stockholm kamen, bekam die Stadt ein neues Gesicht. Für die Nacht ging es dann weiter mit der DIANA nach Sävsundet, unserem Liegeplatz für eine ruhige Übernachtung.
Nach einer erholsamen Nacht ging es am frühen Morgen weiter mit Kurs auf Vadstena. Die idyllische Kleinstadt, die im 14. Jh. rund um das Kloster der Heiligen Birgitta zu einem wichtigen geistlichen und kulturellen Zentrum heranwuchs, besichtigen wir von einer kleinen Bimmelbahn aus. Aber natürlich dürfen eine Führung im Kloster sowie im Schloss, neben dem die DIANA angelegt hat, nicht fehlen. Und als wir wieder an Bord kamen, hat ein Mitglied der Besatzung seine Akkordzither hergeholt und draußen an Bord uns ein paar Lieder vorgetragen. Ein stimmungsvoller Moment, der wieder einmal zeigt, wie gerne die Schweden singen. Aber auch dieser Stopp ging vorbei und wir setzten unsere Fahrt vorbei an der Festung Karlsborg und über den verwunschenen See Viken weiter nach Hajstorp, unserem Liegeplatz für die kommende Nacht.
Am heutigen Tag lag die wahrscheinlich kleinste „Hafenstadt“ Schwedens auf unserem Weg: Sjötorp. Hier erlebten wir im Rahmen einer Führung im Kanalmuseum die Geschichte rund um den Kanal. Unser nächster Schiffsstopp fand bei Schloss Läckö statt. Hier waren sehr viele Treppen zu bewältigen, aber es hat sich gelohnt. Ursprünglich 1298 als Bischofssitz angelegt, erlebte das Schloss jedoch seine Blütezeit erst im 17. Jahrhundert. Den letzten Abend auf dem Göta Kanal verbringen wir dann in Trollhättan Rysskajen. Ein besonderes Highlight am Abend war neben dem wieder einmal großartigen Essen ein Besuch in der Kombüse und im Maschinenraum. Da wird einem erst einmal bewusst, was die beiden KöchInnen in dieser kleinen Kombüse für uns alle geleistet haben.
Unsere DIANA legt in der Nähe der Oper und dem Maritiman, dem maritimen Erlebniszentrum in Göteborg, an. Die Ausschiffung, lief nicht ohne Emotionen ab, so war das Schiff doch für einige Tage unser Zuhause und die Crew unsere Familie. Die gesamte Crew stand am Ende der kleinen Gangway und jeder wurde persönlich verabschiedet. Und unser Gepäck stand auch schon an Land, wir mussten uns wieder einmal um nichts kümmern. Mit dem Bus unternahmen wir eine kleine Stadtrundfahrt bevor der Bus uns zum Hotel brachte. Das Hotel lag direkt im bzw. über dem Bahnhof.
Alle hatten ein wenig Bedenken, ob es evtl. zu laut sein könnte, gerade nach der sehr ruhigen Zeit auf der DIANA. Aber wir haben alle am nächsten Morgen festgestellt, diese Sorgen waren unbegründet. Und dann endete unsere Reise auch schon. Mit dem Bus ging es zum Flughafen und von dort in die Heimat. Eine einmalige und unvergessliche Reise liegt hinter uns. Wer einmal die Welt um sich vergessen möchte, keinen großen Luxus, aber eine fantastische Landschaft in einem wunderbaren Land bei sehr leckerem Essen und liebe Menschen erleben und kennenlernen möchte, ist auf dieser Reise genau richtig aufgehoben. Und ich hoffe sehr, dass ich irgendwann die Reise noch einmal erleben darf, dann vielleicht von Göteborg nach Stockholm…
Ihre Sarah Michel
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